Stürmer Jake Virtanen, Neuzugang der Fischtown Pinguins, ist umstritten. In den sozialen Medien wird heftig diskutiert. Überraschend springt nun ein Insider aus seinem Ex-Club für ihn in die Bresche. Auch Teammanager Alfred Prey ist sichtlich enttäuscht.
Am Dienstag haben die Fischtown Pinguins mitgeteilt, dass sie Jake Virtanen verpflichtet haben. Einen Stürmer mit großer NHL-Erfahrung. Aber auch mit einer Vorgeschichte, die seither deutschlandweit in den sozialen Medien diskutiert wird. Bei der Verpflichtung hatte Pinguins-Teammanager Alfred Prey noch gesagt, zu dieser Vorgeschichte keine Stellung nehmen zu wollen. Am Mittwoch dann entschied er sich anders. Um den Spieler zu schützen, wie er sagt. „Mir tut es leid, was Virtanen seit seiner Ankunft hier über sich ergehen lassen muss. Das ist schon sehr abwertend. Ich sehe, wie er unter diesen Dingen leidet. Das macht mich persönlich sehr betroffen“, sagt Prey im Gespräch mit der NORDSEE-ZEITUNG.
Im Kern werden von den Fans zwei Dinge diskutiert. Zum einen ein Gerichtsverfahren wegen sexueller Nötigung in Nordamerika. Der Eishockey-Profi wurde freigesprochen, aber sein NHL-Club, die Vancouver Canucks, lösten Virtanens Vertrag trotzdem auf. So kam er nach Europa. Zum anderen werden Vorwürfe gegen Virtanen aus der Schweiz diskutiert, wo er zuletzt beim EHC Visp spielte. Dort wurde sein Vertrag aufgelöst, weil er nach einer Auseinandersetzung mit einem Mitspieler bei der Mannschaft in Ungnade gefallen sein soll. Auf Facebook, Twitter und Co. lassen viele Fans kein gutes Haar an Virtanen. „Einen Spieler mit dieser Vita zu verpflichten ist schon abenteuerlich“, schreibt Karl-Heinz Grotheer bei Facebook. „Da geht wohl sportlicher Erfolg vor eigene gesetzte Prinzipien“, meint Christian Crille. Und Nutzerin Kathi schreibt auf Twitter: „Ob ich absolut entsetzt und enttäuscht über die Fischtown Pinguins bin? Ja! Eine Person, die es ganz klar nicht verdient hat, bekommt eine neue Chance nach der anderen.“ Journalist Claus Vetter vom Berliner Tagesspiegel fragt: „Warum tut der Klub der Liga, seinem Team und seinen Fans das an? Anscheinend, weil sie in Bremerhaven dem sportlichen Erfolg alles unterordnen. Ohne Skrupel.“
Harter Tobak, der Pinguins-Teammanager Prey auf die Palme bringt: „Der Junge ist total verunsichert, weil da so über ihn geschrieben wird. Da muss ich mich schützend vor ihn stellen“, sagt Prey. Er leugnet nicht, dass die Verpflichtung von Virtanen nicht ohne Risiko ist, wie eben jede andere auch. Er hält ihn auch nicht für das Opfer in dieser Geschichte. Die Vorwürfe gegen den Spieler hält er jedoch für unfair. Auch, weil Dinge vermischt würden. Im Gerichtsverfahren wegen sexueller Nötigung sei er freigesprochen worden. Trotzdem werde über ihn geschrieben, als ob er schuldig sei. Und in Visp sei es keineswegs so gewesen, dass Virtanen der „Stinkstiefel“ war und nur Ärger gemacht habe. „Er wird nicht ganz schuldlos gewesen sein, aber es ist auch nicht fair, ihn als den Alleinschuldigen zu verteufeln.“
Wie war es denn nun in Visp? Die NORDSEE-ZEITUNG hat mit einem Mitarbeiter des Schweizer Zweitligisten gesprochen, und der bricht eine Lanze für Virtanen. Er macht das anonym, weil es Aussagen mit Sprengstoff sind. Und bei denen der Verein nicht gut wegkommt. „Ich finde die Gerüchte, die kursieren, sehr schade. Aber ich kann sagen, dass der Verein diese Gerüchte selbst mit gestreut hat. Es hat Probleme gegeben bei der Vertragsauflösung, da hat man ein, zwei Dinge in die Welt gesetzt, um den Preis für die Auszahlung zu drücken. Denn er hatte noch einen Vertrag für nächstes Jahr“, berichtet der Insider.
Virtanen hatte in Visp mit einem Mitspieler nach einem Gegentor eine heftige verbale Auseinandersetzung. Die war wohl am Ende ausschlaggebend für die Trennung. Der Visp-Insider bestätigt, dass es diesen Vorfall gab. „Ja, es hat eine heftige Diskussion gegeben. Aber das passiert hundertmal, auch in Deutschland. Eine Schlägerei gab es definitiv nicht. Wie das geschildert wird, ist nicht korrekt gegenüber Virtanen“, so der Vereinsmitarbeiter, der ausdrücklich betont: „Ich verdiene nichts an Virtanen, ich bin kein Spielerberater. Ich sage das, weil die Wahrheit ans Licht soll und weil er diese Hexenjagd nicht verdient hat.“
Virtanen sei Opfer von vereinsinternen Querelen in Visp, sagt unser Informant. „Er ist an den vielen Umständen in Visp gescheitert. Es gab einen Trainerwechsel, mehrere ausländische Spieler mussten gehen. Es war viel Unruhe im Verein.“ Über die Zeit habe sich die Situation um Virtanen aufgebauscht. Es habe Diskussionen in der Mannschaft gegeben, weil Virtanen eher offensiv denke und nicht genug nach hinten arbeite. „Die Mannschaft hat von den Trainern gefordert, dass sie Virtanen klar kommunizieren sollen, was sie in der defensiven Zone erwarten. Das ist nie passiert“, sagt der Insider und sieht den schwarzen Peter eher bei den Trainern als beim Spieler: „Ich habe meine Meinung auch intern gesagt. Ich fand es nicht in Ordnung, wie man mit ihm umgegangen ist.“
Dass Virtanen nun eine so große Hypothek an Vorverurteilungen mit sich trage, sei unfair dem Spieler gegenüber. Er wünscht dem 26-Jährigen, dass er bei den Pinguins einen Neuanfang schafft. „Ich habe mehrere Gespräche mit ihm gehabt. Er ist ein Mensch, der schnell von einer Sache fasziniert ist. Er braucht Nestwärme, weil er viele Dinge erlebt hat. Wenn er merkt, dass er willkommen ist, wird er es mit Leistung zurückzahlen. Die Leute in Bremerhaven können sich auf ihn freuen.“
Der Artikel wurde durch die Nordsee-Zeitung veröffentlicht und ist unter folgendem Link einzusehen.